Donnerstag, 8. August 2013

Mein zweiter Gedichtband Hinter dem großen Glas - 23 Gedichte ist ab sofort bei amazon erhältlich! 



Beschreibung: 
Der Gedichtband handelt von Selbsthass, Ekel & Erinnerungen an das wahre Leben. Es geht um katastrophale Gedanken, innere Wut, falsche Hoffnungen, Enttäuschungen und die Überwindung eines Zustandes, der immer mehr der Hölle gleicht.
Inhalt:
Mein Leben als Sitcom, Ein tolles Geschenk, Mein Stickeralbum, Dein Apfelkuchen, Betrunkene Tage, Lady Diana, In der Tankstelle, Die Leute, Von Flugzeugen und Fingern, Das Möbelhaus, Der gemütliche Hund, Ein Querulant, Der Käfer, Der Waschbär, Bilder von dir, Das große Glas, Belladonna, Der Wein, In der Zeitung, Am Rosengarten, Nachschlag, Der schwarze Skorpion, Vergänglichkeit



Textauszüge:

Mein Leben als Sitcom


Ein flippiger Einspieler zeigt die Bruchbude, in der ich hause
Ich komme von einem langen Tag nach Hause
vollkommen fertig mit der Welt.
Als ich die Wohnungstür öffne, klatscht das Publikum
tosenden Beifall
Man kennt mich hier
Scheinbar unbeeindruckt schmeiße ich meinen Kram in die Ecke
und fluche lauthals über das dreckige Geschirr in der Spüle
- die Menge kichert amüsiert
Bevor ich zum Kühlschrank greifen kann, um mir ein
kühles Bier zum Feierabend zu genehmigen, klingelt
das verdammte Telefon, am Apparat ist irgendein Arsch
von der Telefongesellschaft, um mir einen neuen Tarif
anzudrehen, den sich ein vollkommen Fremder in einem
Zustand geistiger Umnachtung ausgedacht hat
Ich höre eine Weile zu, aber dann brülle ich doch wieder
Fäkalwörter in den Hörer und schlage ihn fest
auf die Station, woraufhin die Leute vor Schadenfreude
johlen, manche klatschen sogar
Ich wärme mir die Essensreste von gestern auf, doch dann
vergeht mir plötzlich der Appetit und ich stochere mit meiner
Gabel lustlos darin herum.
Plötzlich schwingt meine Wohnungstür auf und
knallt gegen die Wand – mein
wahnsinniger Nachbar platzt herein und will mal
wieder ein verrücktes Abenteuer mit mir anzetteln
Doch ich gebe ihm schnell zu verstehen, dass ich schon
was besseres vor habe und schiebe ihn mit
leichter Gewalt wieder hinaus in den Flur.
Danach nehme ich mir fest vor, die Wohnungstür das
nächste Mal auch wirklich abzuschließen.
Kurze Zeit später kommt meine Freundin vorbei.
Bevor sie in meine Wohnung tritt, gibt sie mir einen
Begrüßungskuss, worauf die Menschen im Saal ganz aus
dem Häuschen geraten, vor allem die Frauen im
Publikum sind wegen dieser niedlichen Szene
ganz hingerissen und kichern verlegen.
Bevor wir fortan nackt durch die Wohnung huschen, schiebe ich
den roten Vorhang zu – Feierabend für heute, ihr verdammten
Spanner




Das Möbelhaus


Gestern war ich mal wieder
in diesem bekannten Möbelhaus
und bin plötzlich durchgedreht.
Ich bin nicht mehr in Pfeilrichtung dem Weg gefolgt,
weil ich erkannt habe, dass Pfeile scheiße sind.
Stattdessen habe ich mich nackt ausgezogen
und meine Klamotten am Eingang ins Kinderparadies
geworfen.
Anschließend lief ich lachend davon, sprang quer über 
die vielen bunten Sofas und verdutzte die verwirrten Leute, 
indem ich um die flauschigen Teppiche tanzte und dabei kreischte 
wie ein potenter Pavian.
So wütete ich weiter die Abteilung entlang, klaute die kleinen Bleistifte 
aus dem Kasten und gab empörten alten Tanten einen frechen Kuss.
Irgendwann sprang ich dann auf einen herrenlosen Wagen und heizte 
die Treppe herunter, wo schon Weingläser und Teller und sonstiges Zeug 
auf mich warteten, die ich prompt in tausend Teile zerschlug.
Inzwischen hatte man die Kunden per Lautsprecher auf meine Anwesenheit 
aufmerksam gemacht. Sie sagten, ein freier Radikaler wüte durch die Gänge 
und dass man mir nur mit äußerster Vorsicht begegnen solle. 
Dabei war ich es doch nicht, der die Urzeitkrebse damals hat sterben lassen!
Bald waren diverse Wachmänner und sonstige Kreaturen hinter mir her, 
aber keiner konnte diesen Menschen aufhalten, der einen schreienden Pavian imitierte. 
Der Trick war, dass ich, kurz bevor die Leute  mich packen wollten, mein riesiges Ding 
wie eine Waffe kreisen ließ, elendig und verdammt, wie eine eklige Wurst, eine Gurke des Todes.
So schaffte ich es, bis hinter die Kassen zum Hotdog-Stand, wo ich das Bedürfnis verspürte, 
mich komplett mit Senf einzureiben und den Sauerkraut-Eimer wild herumzuwerfen. 
Schließlich lief ich zu den Toiletten und schloss mich im Damenklo ein. Als ich dann so 
da lag und die Polizei bereits das Haus stürmte und an die Tür des Damenklos hämmerte, 
rief ich mit meinem Handy meinen Anwalt an und schrie ins Telefon, dass er ein ziemlich
egoistisches Früchtchen sei. Als sie mich schließlich doch noch überwältigen konnten, 
und mich in ihrem schicken Wagen abführten, überlegte ich die ganze Zeit, wie dieser eine 
Film hieß, den ich neulich gesehen hatte.

Lady Diana

Als Kind bin ich jeden Samstag und Sonntag um 6 Uhr aufgestanden
die Treppenstufen hinunter geschlichen, am Schlafzimmer
meiner Eltern vorbei, die beide noch schliefen,
schnell ins Wohnzimmer gehuscht, wo es noch ganz still war,
bis ich den Fernseher einschaltete
um meine Lieblingscartoons zu gucken
Bis Mittags zog ich mir eine Serie nach der anderen rein,
egal ob von Warner Brothers, Hanna-Barbera oder Disney, ich
fand sie fast alle klasse, sowohl die Figuren als auch die Geschichten
Zwischendurch wurde ich von der knallbunten, lauten Werbung
berieselt, die sich ab einem gewissen Zeitpunkt endlos wiederholte
- Werbung für Actionfiguren, Spielzeugautos,
Brettspiele, Videospiele, Mädchenkram,
und all das Zeug, das wir als Kinder unbedingt haben mussten
Irgendwann kam mein Vater zu mir und fragte mich, ob ich
an diesem herrlichen Tag mit meiner Zeit nichts besseres
zu tun wüsste, als permanent nur schlecht animierte Zeichentrickfiguren
anzustarren. Meistens schaltete ich daraufhin den Bildschirm
aus und ging nach draußen, fuhr mit dem Fahrrad in den Park
und stopfte mich irgendwo mit Süßkram voll, allein oder mit
Freunden. So ging es eine ganze Weile.

Es waren gute Zeiten, die in meiner Erinnerung
immer einen besonderen Stellenwert haben werden.
So bekam ich an einem typischen Sonntagmorgen im Jahr
1997 auch als erster in meiner Familie mit, dass Lady Di
kurze Zeit zuvor verstorben war.
Das Auto, in dem sie saß, ist an einem Tunnelpfeiler zerschellt.
An jenem Morgen lief erst ein Nachrichtenbanner ständig
am unteren Bildrand durch die Sendung, doch bald
wurde das übliche Programm ganz abgebrochen und es
kamen keine Zeichenstrickserien mehr,
nur noch schlechte Nachrichten


Darüber habe ich mich wirklich aufgeregt




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