Donnerstag, 1. August 2013

Die "Jack & Jess gehen ins Kino"- Reihe ist ab sofort über die Filme "Lost in Translation" von Sofia Coppola und "Eyes Wide Shut" von Stanley Kubrick bei amazon als eBook erhältlich:









Textauszug (Lost In Translation):


Der Film beginnt mit der Nahaufnahme eines weiblichen Gesäßes. Eine junge Frau liegt auf einem Bett. Der Titel des Films wird eingespielt.

JACK. Guter Film!
JESS (lacht). Du bist ja verrückt!
JACK. Nein, ich mein‘s ernst. Mit dieser Einstellung weckt die Regisseurin sofort das Interesse des Zuschauers. Ich sage dir, jeder steht auf nackte Tatsachen, solange sie nur gut präsentiert und sorgfältig ausgeleuchtet werden.
JESS. Na, das kann ja heiter werden mit dir. Pass bloß auf, dass ein Tuch in der Nähe liegt, falls du plötzlich zu sabbern anfängst.
JACK. Keine Sorge. Bei meinen Käse-Nachos liegen ein paar zweilagige Servietten, die eine Menge Flüssigkeit aufsaugen können.

Während die erste Einstellung abblendet, ist eine weibliche Stimme in japanischer Sprache über Lautsprecher zu hören. Bill Murray alias Bob Harris sitzt schlafend auf dem Rücksitz einer Luxus-Limousine, die ihn durch die Nacht fährt. Als er aufwacht, türmt sich die Stadt Tokio wie eine Mauer aus Licht vor ihm auf. Verdutzt schaut er sich die Unmengen von Neon-Schildern an, die vor seinen Augen vorbei ziehen.

JACK. Wow, ein wirklich starker Anfang. So stelle ich mir exakt den Moment vor, wenn man zum ersten Mal in seinem Leben in Tokio einfährt. Man wird erschlagen von Menschen, Häusern, riesigen Neon-Tempeln, kryptischen Schriftzeichen, einer völlig anderen Kultur. Die magische Musik lässt die Szene so wirken, als erwache Bob in einer leuchtenden Traumwelt. Der Gesichtsausdruck von Murray ist wirklich klasse – drückt er doch genau dieses Gefühl der überwältigten Einsamkeit aus. Man fühlt sich jetzt schon mit ihm verloren.
JESS. Sieht er sich etwa selbst auf der großen Werbetafel?
JACK. Ja, anscheinend macht er dort Werbung für eine Getränke-Marke.
JESS. Das ist irgendwie skurril, dass er sein eigenes Werbe-Avatar sieht. Er ist dort bereits verewigt, obwohl er die Stadt augenscheinlich zum ersten Mal persönlich besucht.

Als Bob Harris in seinem Hotel eintrifft, wird er sofort von der leitenden Hotelbelegschaft mit der aller Höflichkeit persönlich in Empfang genommen und mit Visitenkarten eingedeckt.

JACK. Das klingt jetzt etwas verrückt, aber die Szene erinnert mich irgendwie an „American Psycho“.
JESS. Wieso das denn?
JACK. Ach, da geben diese jungen Yuppies auch ständig mit ihren Visitenkarten an. Für manche Leute ist es ein Muss, die perfekte Visitenkarte zu besitzen, am besten eine mit staubabweisendem Papier und vergoldeten Buchstaben.
JESS. Ach so. Naja, „American Psycho“ habe ich weder gesehen noch gelesen. Ich habe nur am Rande die vielen Kontroversen mitbekommen, die das Buch ausgelöst zu haben scheint.


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