Frisch aus dem Bunker der Heinzelmännchen: Familie Manfred Folge 5 - "Das neue Haustier"
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Inhalt Folge 5:
Als er erfährt, dass während der Weihnachtsfeiertage ein Zirkus in die
Stadt kommt, ist Vater Amin sofort Feuer und Flamme und besucht prompt
die nächste Vorstellung. Doch am folgenden Tag merken Pacecco und Paule
schnell, dass Amin nach der Vorstellung eine Entscheidung getroffen hat,
die den Alltag der drei Manfreds gehörig durcheinanderwirbelt...
Textauszug aus Folge 5, Szene 2:
Am
nächsten Morgen finden sich Pacecco und Paule zum gemeinsamen
Frühstück ein.
PAULE.
Sag mal, mein lieber Pacecco, hast du ebenso wie ich am gestrigen
Abend Vater nach Hause kommen hören?
PACECCO.
Ne, ich habe so viel gegessen, dass ich geschlafen habe wie ein
dickes Baby. Wieso stellst du mir diese Frage?
PAULE.
Weil Vater einen Höllenlärm veranstaltet hat, als er zur Tür
herein kam. Ich bin vollkommen erschrocken aufgewacht, nachdem Vater
diverse Möbelstücke umgestoßen hat.
PACECCO.
Und darüber wunderst du dich noch? Das alte Trampeltier hat gestern
bestimmt wieder soviel getrunken wie zehn durstige Matrosen.
PAULE.
Und da war noch etwas: Scheinbar hat Vater bei seiner Heimkehr
intensive Gespräche geführt. Ich hörte ihn lautstark mit jemanden
reden.
PACECCO.
Wahrscheinlich hat er sich wieder mit seinen eingebildeten
Fledermäusen unterhalten. Hört sich für mich vollkommen normal an.
Amin
tritt auf.
AMIN.
Jo
Hoo
und
‘ne
Buddel
voll Rum!
PAULE.
Ah, einen wunderschönen guten Morgen, Vater. Du bist aber zeitig auf
- das trifft sich ja wunderbar. Dann kannst du ja schön mit uns
frühstücken. Soll ich dir einen schönen Speckstreifen braten?
AMIN.
Klar, mach 'ne große Portion. Unser Besuch hat sicher Hunger wie ein
Raubtier.
PACECCO.
Morgen, Amin. Paule hat mir gerade erzählt, dass du gestern noch mit
jemanden geredet hast, als du heimgekommen bist. Sag nicht, du hast
jemanden kennengelernt?
AMIN.
Das habe ich sehr wohl! Und da behaupte noch jemand, ich hätte keine
sozialen Kontakte!
PACECCO.
Amin, der Casanova - ist ja nicht zu fassen. Und wo ist deine neue
Bekanntschaft?
AMIN.
Nun, er hat gerade in der Badewanne sein Geschäft gemacht und müsste
jeden Moment zu uns in die Küche kommen.
PACECCO.
„Er“?
PAULE.
„Geschäft“?
Ein
ausgewachsener Tiger betritt den Raum und springt geradewegs auf den
Esstisch und räumt dabei sämtliches Geschirr ab.
PACECCO
(schreit).
Ah, Maledizione!
Ein
Untier ist über uns gekommen!
PAULE
(schreit). Gott
steh uns bei, das ist ja ein Tiger! Ein richtiger Tiger! Geschwind,
ruft den Ungeziefervernichter!
AMIN
(streichelt den Tiger).
Ruhig, mein Lieber, ganz ruhig. Das sind nur meine beiden dämlichen
Söhne Pacecco und Paule.
Vor denen brauchst du keine Angst zu haben, die können noch nicht
mal 'ne gottverdammte Glühbirne wechseln, ohne sich die Arme zu
brechen. Darf ich vorstellen, ihr beiden, das ist Gunther, der Tiger.
PACECCO.
Gunther?
AMIN.
Höchstpersönlich. Im Zirkus war er zwar unter dem Namen Azreal
der Gewaltige bekannt, doch ich hab' ihn Gunther genannt. Ich
finde, der Name passt einfach besser zu ihm. Stimmts, mein Kleiner?
Der
Tiger brüllt zustimmend.
PAULE.
Du lieber Himmel, sag, bist du noch recht bei Trost, Vater? Du
bringst einen ausgewachsenene Tiger in unsere Wohnung und lässt ihn
hier einfach frei herum laufen?
AMIN.
Keine Panik, der Gunther ist handzahm. Aber ich glaub', er kriegt
langsam Hunger, also solltest du ihm schnell seinen Speck servieren.
Und brat ihn schön saftig, klar? Gunther ist ein Gourmet!
PAULE.
Du meinst, der Tiger bleibt hier und frühstückt mit uns?
AMIN.
Genau das will ich damit sagen. Gunther gehört nun zur Familie und
ist ab sofort euer neuer Bruder, kapiert?
PAULE.
Wie bitte?
AMIN.
Jawohl! Gunther ist der Sohn, den ich nie hatte! Gestern Abend habe
ich nach der Zirkusvorstellung noch einen kleinen Spaziergang gemacht
und bin irgendwann im Tierzelt gelandet. Dort sah ich Gunther einsam
und verlassen in seinem Käfig sitzen. Und ihr wisst, dass ich keine
Tiere leiden sehen kann. Darum habe ich ihn prompt rausgelassen und
mitgenommen. Bei mir hat er es allemal besser!
PACECCO.
Du bist doch krank!
AMIN.
Krank ist nur der, der hustet! Du kannst dich übrigens wieder
hinsetzen, Pacecco. Der Kleine tut dir nichts.
PACECCO.
Woher willst du das wissen? Vielleicht hat der Tiger gerade Appetit
auf ein zartes Stück Pacecco! Sieh nur, wie gierig der mich
anstarrt!
Der
Tiger brüllt erneut.
AMIN.
Der guckt nicht gierig, der Gunther kann bloß nicht fassen, was du
hier für ein Affentheater veranstaltest. Is' schon was anderes, als
wenn man das Leben nur aus dem Fernsehen kennt, was? Also, Pacecco,
jetzt mach gefälligst Platz und trink deinen verdammten Kaffee!
PAULE.
Aber Vater, das ist doch Wahnsinn! Und darüber hinaus ist es in
höchstem Maße gefährlich und illegal! Du musst den Tiger
schleunigst wieder zum Zirkus zurückbringen und einen langen
Entschuldigungsbrief an die Direktion verfassen!
AMIN.
Pah, damit Gunther wieder den ganzen Tag in seinem engen Käfig
verrottet und Gitterstäbe anstarren muss? Nicht mit mir, du
kaltherziger Klapskalli! Eher sperr' ich dich ein und schmeiß' den
Schlüssel in den Fluss!
PACECCO.
He, der Tiger isst mein Käsebrötchen!
AMIN.
Tja, der Kleine lebt eben seinen natürlichen Instinkt noch voll aus!
Du musst ab jetzt schnell sein und um dein Essen kämpfen, klar?
PACECCO.
Na, komm, Gunther, sei ein netter Tiger und gib mir das Brötchen
wieder her, ja ?
Der
Tiger brüllt bedrohlich.
PACECCO.
Seht ihr, der will mir an's Leder! Wieso muss mein Fleisch nur so
zart sein?
PAULE.
Apropos Fleisch - der Speck ist fertig, Vater. Wie soll ich ihn
servieren?
AMIN
(greift sich den Teller mit dem Speck).
Her damit, du Waldwichtel! Ich zeige euch jetzt mal, was für tolle
Kunststücke mein Gunther kann! Da könnt ihr noch was lernen! (wirft
den Speck in die Luft) Hier, Gunther, fang den Speck!
Der
Tiger springt empor und fängt den Speck im Flug. Dabei stößt er
eine Blumenvase um, die vom Podest taumelt und auf dem Boden
zerschellt.
PAULE.
O nein, die schöne Vase von Uroma Gretchen! Das war unser letztes
Erinnerungsstück an diese feine alte Dame!
AMIN.
Zum Teufel damit, Scherben bringen Glück! Außerdem hätte ich das
potthässliche Ding sowieso bald auf dem Flohmarkt verscheuert!
PACECCO.
Dannazione!
Ist das ein Lärm am frühen Morgen! Dabei wollte ich nur in Ruhe
kauen und schlürfen!
AMIN.
So, genug gekaut und geschlürft! Nach diesem reichhaltiges Frühstück
fahren wir nun allesamt in die Stadt! Es sehe es inzwischen als feine
Tradition an, dass ich nach Weihnachten all meine Geschenke von euch
umtauschen lasse, um mir schließlich das zu kaufen, was ich auch
wirklich brauche!
PACECCO.
Siehst du, Paule. Ich habe es dir ja vorher gesagt.
PAULE.
Aber Vater! Pacecco und ich haben uns in diesem Jahr solche Mühe
gegeben, passende Geschenke für dich zu finden! Stunde um Stunde
stürzten wir uns todesmutig in gestresste Menschenmassen, sind
wacker und mit wunden Füßen von Geschäft zu Geschäft gepilgert,
und reihten uns in schier endlose Warteschlangen ein!
AMIN.
Ja und? Ich habe doch am Weihnachtsabend als Zeichen meiner
unendlichen Güte so getan, als ob ich mich darüber freuen würde!
Aber die verdammte Weihnachtszeit ist jetzt vorbei, also lasst euch
gesagt sein, dass ich den Müll, den ihr mir geschenkt habt, nicht
ausstehen kann!
PACECCO.
Was denn zum Beispiel?
AMIN.
Na alles! Die Bücher, die Filme - nichts als Schund! Aber besonders
hasse ich dieses Set bestehend aus Rasierschaum, Rasierer und
Aftershave! Wann genau sollte ich das denn nutzen, ihr Dumpfbacken?
Ich trage nun mal einen Vollbart, ok?
PACECCO.
Dein Bart wuchert so stark, dass du mittlerweile aussiehst wie eine
Ziege!
AMIN.
Keine Widerrede, das Zeug wird umgetauscht! Ich hoffe, ihr Dummbeutel
habt die Kassenbons noch aufbewahrt, sonst setzt's was!
PAULE.
Moment mal, Vater! Wir können nicht fort. Was soll aus dem Tiger
werden? Wir können ihn doch unmöglich allein im Apartment lassen,
sonst erkennen wir es nach unserer Rückkehr wahrscheinlich nicht
mehr wieder!
AMIN.
„Den Tiger alleine lassen“? Sag mal, spinnst du? Gunther fährt
natürlich mit uns!
Der
Tiger klammert sich derweil mit seinen scharfen Krallen an den
Gardinen fest.
PACECCO.
He, nicht die Gardinen herunterreißen! Böser Gunther!
Der
Tiger faucht kräftig.
PACECCO.
Äh, lieber Gunther! Ich finde es klasse, wenn du unsere Gardinen
frisst!
PAULE.
Vater, soll das etwa bedeuten, dass du den Tiger in unser Auto packen
und mit in die Stadt zum Einkaufen mitnehmen willst?
AMIN.
Menschenskind, musst du mich heute die ganze Zeit mit diesen großen
Glubschaugen anstarren? Ich weiß schon, was du mir sagen willst: Der
Tiger darf nicht frei herum laufen. Aber du kannst beruhigt sein,
denn im Keller muss noch eine alte Hundeleine herum liegen. Die
ziehen wir Gunther einfach an und alles wird gut! Kommt, lasst uns
endlich losgehen. (ab)
PAULE.
O Gott, das muss ein Alptraum sein. Der Pöbel wird kommen und uns
quer durch die Stadt jagen. Was sollen wir nur tun, Pacecco?
PACECCO.
Ich weiß nicht! Falsche Schnurrbärte tragen und russisch sprechen?